Wohnschule
In der Wohnschule lernen erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung das selbstständige Wohnen. Während der Ausbildung finden die Teilnehmenden heraus, welche Wohnform für sie passt. Sie lernen gemeinsam und individuell und werden, wo nötig, unterstützt.
Die Wohnschule richtet sich an Menschen mit Lernbehinderung, Autismusspektrumstörung oder Hirnverletzung. Voraussetzung für die Ausbildung sind Motivation und Lernfreude. Im Zentrum stehen die spezifischen Fähigkeiten und Ziele der einzelnen Personen. Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre und findet berufsbegleitend statt.
Schritt für Schritt ins selbständige Leben
Über ein Schnupperangebot können Interessierte in die Grundausbildung eintreten. Nach der Grundausbildung wird das selbstständige Wohnen in der eigenen Wohnung geübt. Falls alles gut passt, krönt die Diplomfeier den Abschluss der Wohnschule. Meistens bleiben die ehemaligen Wohnschüler*innen in ihrer Wohnung, oft unterstützt durch ein begleitetes Wohnen, Spitex o.ä.
Für die Grundausbildung stehen drei Angebote zur Auswahl:
- Standard-Wohnschule: Die teilnehmenden Personen wohnen im eigenen Zimmer in der Wohnschule. Am Morgen arbeiten sie auswärts, der Unterricht findet nachmittags in der Wohnschule statt.
- Wohnschule kompakt: Die Wohnschüler*innen wohnen im eigenen Zimmer in der Wohnschule. Der Unterricht ist auf zwei Nachmittage in der Woche konzentriert, in der restlichen Zeit arbeiten sie.
- Tages-Wohnschule: Die Teilnehmer*innen wohnen ausserhalb der Wohnschule und besuchen nachmittags den Unterricht.
Themen der Wohnschule
Haushalt: Einkaufen, Kochen, Waschen, Putzen, Bügeln – alles, was zum selbstständigen Wohnen gehört, wird geübt.
Computer, Geld und Briefe: Es geht darum, Geld einteilen zu können, Post zu bearbeiten, das Handy und das Internet sachgemäss zu nutzen sowie mit den sozialen Medien umgehen zu können.
Freizeit: Die Wohnschüler*innen lernen, ihre Ferien oder Wochenenden zu planen, ein Hobby zu suchen, Einladungen zu organisieren.
Umgang mit sich selbst: Auf sich selbst achtgeben, Körperpflege und gesunde Ernährung stehen im Zentrum dieses Moduls.
Umgang mit anderen: Wichtig ist es auch, ein soziales Netz aufzubauen, Freundschaften zu pflegen und zu lernen, mit Konflikten umzugehen.
Die Ausbildung ist für jede Person gemäss ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen individuell aufgebaut. Die meisten ehemaligen Wohnschüler*innen leben nach der Ausbildung selbstständig in ihrer Wohnung, oft unterstützt durch das Begleitete Wohnen, Spitex und weitere Angebote.
In der eigenen Wohnung zu leben, das Geld selber zu verwalten und den Tag selber zu gestalten ist für die meisten Menschen – mit und ohne Beeinträchtigung - ein grosses Bedürfnis. Gleichzeitig ist ganz alleine zu leben für viele eine Herausforderung: Themen wie Einsamkeit und Isolation sind mögliche Stolpersteine, welche nicht nur ehemalige Wohnschüler*innen betreffen.
Mittlerweile gibt es auch in Institutionen mehrere Angebote für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, welche in ein selbstständigeres Wohnen, z.B in einer betreuten Wohngemeinschaft, führen können. Die Wohnschule von Pro Infirmis Zürich möchte noch einen Schritt weitergehen und mit ihrem inklusiven Angebot den Schritt in die Selbstständigkeit unterstützen.
UN-BRK-Artikel: Art. 19: Unabhängige Lebensführung / Einbezug in die Gemeinschaft; selbstbestimmtes Leben
Kontakt
Jeannette Dietziker
Pro Infirmis Hohlstrasse 480058 775 25 25
wohnschule.zh@proinfirmis.ch
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