Die Arbeit mit der UN-BRK begeistert
INSOS SG-AI hat ein Projekt zur UN-BRK aufgegleist, das die Vereinsmitglieder bei der Umsetzung der UN-BRK unterstützen soll. 12 Institutionen erarbeiten ihren persönlichen Aktionsplan für einen Bereich (Wohnen, Arbeit oder Beschäftigung). Die Sektion INSOS SG-AI erarbeitet für sich selbst ebenfalls einen Aktionsplan. Dreh- und Angelpunkt bei allen Aktionsplänen ist die Partizipation der Klientinnen und Klienten. Am Projekt sind 25 Klientinnen und Klienten direkt beteiligt.
Das Projekt startete im März 2017 mit einer Kick-off-Veranstaltung, zu der alle Verbandsmitglieder eingeladen waren. Die Projektleitung erarbeitete im Anschluss das Konzept. 12 Institutionen erklärten sich bereit, beim Projekt mitzumachen. In der ersten Phase veranstalteten wir mehrere Workshops zur UN-BRK bzw. zu Selbstbestimmung und Partizipation. In der zweiten Phase wurden die Aktionspläne erarbeitet. In der dritten Phase (Frühling 2019) soll es eine Vernehmlassung für den Aktionsplan auf Vereinsebene geben. Parallel dazu gestalten wir eine Broschüre für die Öffentlichkeitsarbeit.
Bewusstseinsbildung als Schlüssel zum Selbstbewusstsein
Als INSOS SG-AI das Projekt in Angriff nahm, war klar, dass die Selbstbestimmung und die Partizipation die zentralen Elemente des Projekts bilden. Deshalb sollten pro Institution mindestens zwei Klientinnen oder Klienten am Projekt beteiligt sind, unabhängig von kognitiven oder anderen Kompetenzen. Die Diskussionen animierten die Teilnehmenden Fragen zum Workshop-Aufbau und den Inhalten zu stellen.
Dieser Prozess stärkte zum einen bei Klientinnen und Klienten das Selbstbewusstsein. Zum anderen lernten die die Projektverantwortlichen selbst noch sensibler mit Fragen zur Mitsprache umzugehen. Das Um- und Neudenken zum Thema Mitsprache fordert alle heraus. - Die Veränderungen passieren nicht unbedingt im Grossen; es ist v.a. die Wahrnehmung, die sich verändert, der Umgang mit kleinen, scheinbar unwichtigen Alltagssituationen. Es braucht von allen Hartnäckigkeit, aber auch die Bereitschaft, ZEIT dafür zu investieren, Zeit und noch einmal Zeit.
Lessons learned
- Bewusstseinsbildung ist das A und O.
- Der Weg führt von der Selbstbestimmung zu den Barrieren der Selbstbestimmung und von da zur UN-BRK - und nicht umgekehrt.
- Das Geld in selbst konzipierte, bedürfnisorientierte Workshops zu investieren statt in teure externe Referenten war ein guter Entscheid. Der Aufwand dafür ist aber nicht zu unterschätzen. Das braucht viele interne Ressourcen.
- Möglichst viel von der Basis her zu erarbeiten, hat sich bewährt und macht Spass.
- Wenn die Projektverantwortlichen nicht zur Geschäftsleitung gehören, sind ihre Ent-scheidungskompetenzen im institutionsinternen Aktionsplan auf ein kleines Feld be-schränkt, was ein Nachteil ist.
- Mehr Mitsprache führt auch zu mehr Konflikten - auch das ist ein wertvolles Lernfeld.
- Klientinnen und Klienten werden zu Botschafterinnen und Botschaftern der UN-BRK.
- Auch die Mitarbeitenden ohne Beeinträchtigung bekommen Lust auf mehr Mitspra-che.
- Widerstände gibt es auf jeder Hierarchiestufe, insbesondere auch an der Spitze der Hierarchie-Pyramide.
- Nach dem Projekt geht die Arbeit während der täglichen Umsetzung eigentlich erst richtig los!
UN-BRK-Artikel: Art. 8: Bewusstseinsbildung; Art. 19: Selbstbestimmt leben und Einbeziehung in die Gesellschaft; Art. 21: Recht der freien Meinungsäusserung, Meinungsfreiheit und Zugang zu Informationen; Art. 24: Bildung; Art. 26: Habilitation und Rehabilitation
Kontakt
Felicitas Leibundgut
INSOS St.Gallen-Appenzell Innerrhoden Oberer Graben 46071 726 88 88
felicitas.leibundgut@insos-sg-ai.ch
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