«Zäme wohne» – eine inklusive WG
An der Reichenbachstrasse 118 in Bern gibt es ab 2023 ein neues Wohnprojekt. Es ist eine inklusive Wohn·gemeinschaft. Oder kurz: eine inklusive WG. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung wohnen hier zusammen. Die Organisation insieme Kanton Bern hat das Wohnprojekt mit Familien mit jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung entwickelt.
Wo will ich leben? Mit wem will ich leben? Menschen mit Beeinträchtigung sollen selbst bestimmen, wie sie wohnen. Das ist ein Recht. Dieses Recht steht in der UN-Behindertenrechts·konvention. Oder kurz: in der UN-BRK.
Wir von insieme Kanton Bern wollen, dass dieses Recht gilt. Deshalb haben wir ein neues Wohnprojekt gemacht.
Was wollen wir erreichen?
Viele Menschen wünschen sich eine eigene Wohnung. Für Menschen mit Beeinträchtigung ist es schwierig, in der eigenen Wohnung zu leben. Wir haben deshalb ein neues Wohnprojekt entwickelt.
Unser Wohnprojekt ist anders als zum Beispiel eine Wohngruppe in einer Institution. Bei unserem Wohnprojekt wohnen junge Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigung zusammen.
Was haben wir gemacht?
Wir haben das Wohnprojekt mit Familien mit einer Tochter oder mit einem Sohn mit einer kognitiven Beeinträchtigung entwickelt. Das hat 3 Jahre gedauert. Jetzt sind wir bereit für den Start.
Wie funktioniert unser Wohnprojekt?
Die Stadt Bern baut an der Reichenbachstrasse 118 in Bern 4 Wohnhäuser. Es entstehen mehr als 100 Wohnungen. 2 Wohnungen davon sind Cluster-Wohnungen. Eine Cluster-Wohnung ist eine Mischung aus Wohn·gemeinschaft und einer kleinen Wohnung. Jedes Zimmer hat ein Bad.
Wir von insieme Kanton Bern nutzen eine Cluster-Wohnung für unser Wohnprojekt. Damit wollen wir zeigen, was selbstbestimmt wohnen bedeutet. Es bedeutet:
Ich sage,
- wo ich wohne
- mit wem ich wohne
- wer mir hilft.
Die jungen Erwachsenen mit und ohne Beeinträchtigung entscheiden also selbst, wer mit ihnen zusammen·wohnt.
Die Wohnung ist eine WG. Es gibt einen Gemeinschafts·raum mit Küche. Hier können die jungen Erwachsenen Zeit miteinander verbringen.
Alle haben ein eigenes Zimmer. Hier haben sie ihre Privatsphäre und können für sich sein. Dieser Rückzugs·ort ist wichtig.
Die Wohnung ist in einer Siedlung. Es gibt deshalb viele Nachbarn. So leben die jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung mitten in der Gesellschaft.
Im Sommer 2023 ist die Wohnung fertig. Dann kann das Wohnprojekt beginnen.
Was haben wir erreicht?
Wir haben viel Zeit für das Planen gebraucht. Es braucht eine gute Vorbereitung. Und es braucht Informationen. Ich muss zuerst wissen, welche Wohnformen es gibt. Nur dann kann ich selbst eine Wohnform wählen.
Selbstbestimmtes Wohnen braucht Mut. Die jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung brauchen also Mut. Damit sie eine neue Wohnform ausprobieren. Aber auch ihre Familien brauchen Mut.
Alle Beteiligten haben viel geleistet für das Wohnprojekt. Manche haben am Anfang gedacht: Funktioniert das Wohnprojekt wirklich? Das ist jetzt anders. Alle freuen sich, etwas Neues zu wagen.
Wir alle sagen: Jetzt probieren wir die neue Wohnform einfach einmal aus. Vielleicht gelingt es nicht. Das macht nichts. Wir haben nichts zu verlieren.
Vielleicht machen später neue Familien beim Projekt mit. Wir müssen alle Familien·mitglieder gut vorbereiten.
Das ist wichtig bei der Vorbereitung: Wir arbeiten manchmal mit allen zusammen. Manchmal arbeiten wir nur mit den jungen Erwachsenen. Und manchmal nur mit den Eltern. So können wir gut auf alle Bedürfnisse achten.
Wie geht es weiter?
Wir von insieme Kanton Bern suchen weitere Mit·bewohnerinnen und Mit·bewohner mit und ohne Beeinträchtigung.
Die jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung brauchen Assistenz. Wir planen die Assistenz. Und wir organisieren die Assistenz.
UN-BRK Artikel 19: Menschen mit Behinderung haben das Recht, selber zu entscheiden: Wo möchten sie leben? Und wie möchten sie leben? Menschen mit Behinderung haben auch das Recht, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Kommentare zu diesem Beitrag